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Ländliche Rechtsquellen

Leitung: Prof. Dr. Franz J. Felten / Bearbeitung: PD Dr. Sigrid Schmitt

Seit Jacob Grimm Mitte des vorigen Jahrhunderts seine Sammlung von "Weisthümern" veröffentlichte, ist die Wissenschaft auf die Quellengruppe der ländlichen Rechtsquellen aufmerksam geworden. Heute sieht man in ihnen nicht mehr wie die Romantiker „ein herrliches Zeugnis der freien und edlen Art unsers eingeborenen Rechts" (Jakob Grimm), sondern erkennt ihren Aussagewert für das zunehmend im Blickpunkt der Forschung stehende Leben der "einfachen" Menschen.
Obgleich bereits im 19. Jahrhundert die Notwendigkeit von umfassenden Editionen ländlicher Rechtsquellen erkannt wurde, liegen bisher in Deutschland – anders als in Österreich und der Schweiz – nur aus ganz wenigen Gebieten entsprechende Quellensammlungen vor. Unter der Leitung von Prof. Dr. Alois Gerlich entschloß sich daher das Institut, diese Forschungslücken im Blick auf die Regionen des heutigen Bundeslandes Rheinland-Pfalz schließen zu helfen.
Weistümer und Dorfordnungen, die beiden Hauptgruppen der ländlichen Rechtsquellen, vermitteln Einblicke in die Rechts- und Herrschaftsverhältnisse auf dem Lande, in Brauchtum und Wirtschaftsweisen; sie geben Aufschluß über Selbstverwaltungsrechte der Gemeinden auf der einen und obrigkeitliche Reglementierungen auf der anderen Seite. Schließlich bieten die ländlichen Rechtsquellen vielen Nachbarwissenschaften wertvolle Arbeitsgrundlagen, allen voran der Germanistik und der Volkskunde.

Vorgehensweise
Die Texte wurden in den einschlägigen Archiven (u.a. Hauptstaatsarchiv Darmstadt, Staatsarchiv Würzburg, Landesarchiv Speyer, Stadtarchiv Mainz) gesammelt, transkribiert und in ihren überlieferungs- und territorialgeschichtlichen Zusammenhang eingeordnet; d.h. den Quellentexten zu jedem Ort wurde eine historische Einleitung vorangestellt. Nur so ist, wie die jüngere Forschung herausgearbeitet hat, eine adäquate Interpretation der Quellen möglich. Ein kritischer Anmerkungsapparat, der verschiedene Textvarianten darlegt, Personen identifiziert, Daten auflöst usw. erleichtert dem Benutzer die Auswertung der Quellen.

Zielgruppe
Die Bände sind nicht nur von Wissenschaftlern, sondern auch von Studierenden und lokalgeschichtlich interessierten Laien mit Gewinn zu nutzen.

Bisherige Publikationen
Ein 1986 publizierter erster Band deckt den Raum des ehemaligen kurtierischen Amtes Cochem ab (Geschichtliche Landeskunde, Band 23). Mit dem 1996 publizierten zweiten Band (Geschichtliche Landeskunde, Band 44) wurden die bislang weitgehend ungedruckten ländlichen Rechtsquellen des Mainzer Umlandes (ehemalige Kurmainzer Ämter Nieder-Olm und Gau-Algesheim) vorgelegt. Im Jahre 2003 hat Peter Jeschke die ländlichen Rechtsquellen aus dem Kurmainzer Rheingau vorgelegt (Geschichtliche Landeskunde, Band 54).

Beispielquelle

Ein Gau-Algesheimer Gerichtsurteil von 1417 [Lesen]