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Weinkultur und Weingeschichte an Rhein, Nahe und Mosel

Vortragsreihe von April-Juli 2016

Mit insgesamt sechs Anbaugebieten (Rheinhessen, Pfalz, Mosel, Nahe, Mittelrhein und Ahr) und rund 64.000 Hektar Rebfläche gilt Rheinland-Pfalz als das Weinland Nummer 1 in Deutschland. Weinbau und Weinkultur können dabei auf eine 2000-jährige Geschichte zurückblicken. Seit der Antike hat der Wein in dieser Region Wirtschaft und Handel mit geprägt und in Kultur, Kunst, Sprache und Politik vielfältige Spuren hinterlassen.
Mit der diesjährigen interdisziplinären und epochenübergreifenden Vortragsreihe geraten somit ganz unterschiedliche Aspekte der Weingeschichte in den Blick: Weinbau in römischer Zeit, jüdische Weinkultur am Rhein, Weinhandel im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit.
In einzelnen Beiträgen werden zudem sprach- und kunsthistorische Aspekte – mit Blick auf die spezifische Winzersprache oder die Gestaltung von Weinetiketten – und nicht zuletzt die politischen Dimensionen der Weinkultur thematisiert, etwa zur Zeit des Nationalsozialismus, bei der Etablierung der Partnerschaft zwischen Rheinland-Pfalz und Burgund im Jahre 1956 oder im Kontext aktueller Tourismus- und Vermarktungsstrategien der Region Rheinhessen anlässlich des 200-jährigen Jubiläums 2016.

Die Vortragsreihe ist eine Veranstaltung des Instituts für Geschichtliche Landeskunde an der Universität Mainz e.V. in Kooperation mit 

  • Erbacher Hof – Akademie und Tagungszentrum des Bistums Mainz
  • Generaldirektion Kulturelles Erbe, Direktion Landesmuseum Mainz
  • Gesellschaft für Geschichte des Weines e.V.
  • Partnerschaftsverband Rheinland-Pfalz / Burgund e.V.

Weitere Informationen erhalten Sie auch im Veranstaltungsflyer.

Unsere Vorträge im Einzelnen:

  • Dienstag, 5. April 2016, Haus am Dom, Mainz – Vortrag beginnt um 19 Uhr!
    Der römische Weinbau in Rheinland-Pfalz (Dr. Margarethe König, Mainz)
    Interdisziplinäre archäologische und archäobotanische Untersuchungen förderten in den letzten Jahrzehnten spätantike Kelteranlagen an Mittelmosel und in der Pfalz zutage. An der Mosel ist dabei eine bemerkenswerte Dichte in noch heute sehr guten bis guten Weinlagen und überwiegend eine Präsenz ohne unmittelbaren Siedlungskontext zu beobachten. Beides lässt sich durch einen Bezug zur nahen Kaiserresidenz in Trier erklären. Die archäologischen Funde zeichnen die Baustrukturen als staatliche Einrichtungen aus. Das Auffinden unterschiedlicher landwirtschaftlicher Produkte innerhalb der Gebäudekomplexe legen eine Nutzung als Multifunktionsanlagen nahe.

  • Dienstag, 12. April 2016, Haus am Dom, Mainz – Vortrag beginnt um 19 Uhr! 
    Zu den Anfängen des rheinhessischen Weinbaus (Prof. Dr. Michael Matheus, Mainz)
    Im Zusammenhang mit Maßnahmen der Flurbereinigung sowie Bauarbeiten wurden zwischen den siebziger und neunziger Jahren des 20. Jahrhunderts vor allem an der Mosel aber auch in der Pfalz Kelteranlagen aus römischer Zeit entdeckt, welche den in diesen Regionen in der Antike betriebenen Weinbau eindeutig bezeugen. Vergleichbare archäologische Zeugnisse existieren bisher für Rheinhessen, das flächenmäßig derzeit größte deutsche Weinanbaugebiet, nicht. Im Vortrag wird die Frage diskutiert, welche Erkenntnisse zum rheinhessischen Weinbau in der Antike und im Frühen Mittelalter derzeit wissenschaftlich als gesichert gelten können.

  • Dienstag, 26. April 2016,  Haus am Dom, Mainz – Vortrag beginnt um 19 Uhr!
    Eine jüdische Weinprobe - zu Handel und Verkostung von kosherem Wein in den Schum-Städten (Prof. Dr. Andreas Lehnardt, Mainz)
    Der Umgang und der Genuss von Wein sowie der Weinhandel spielten in den jüdischen Gemeinden am Rhein, den so genannten Schum-Gemeinden, seit dem Mittelalter eine bedeutende Rolle. Seit 1600 lässt sich in Wormser Judenordnungen der Weinhandel nachweisen. Für die jüdische Gemeinde besaß er aber wohl bereits seit dem Mittelalter  ökonomische Bedeutung. Neben christlichen Quellen relativ unbeachtet geblieben sind jüdische Werke, die den streng reglementierten Genuss und die Herstellung von Wein in den Gemeinden erwähnen und ein bezeichnendes Licht auf die enge Verbundenheit jüdischer Gemeinden mit dem in ihrer unmittelbaren Umgebung produzierten Getränk werfen.

  • Dienstag, 10.Mai 2016, Haus am Dom, Mainz – Vortrag beginnt um 19 Uhr!
    Weinhandel im Mittelalter am Rhein und seinen Nebenflüssen (Prof. Dr. Michael Rothmann, Hannover)

  • Dienstag, 17. Mai 2016, Haus am Dom, Mainz – Vortrag beginnt um 19 Uhr!
    Wein und Sprache: Mainzer Forschungen zum Wortschatz des Weinbaus (Dr. Rudolf Steffens, Mainz) 
    In den letzten drei Jahrzehnten sind in Mainz mehrere Studien zur historischen und dialektalen Fachsprache des Weinbaus erschienen. Anzuführen wären hier vor allem der "Wortatlas der kontinentalgermanischen Winzerterminologie" (Wolfgang Kleiber) und das "Wörterbuch des Weinbaus" (Rudolf Steffens). Während der Atlas in großformatigen Farbkarten die dialektale Fachlexik des deutschsprachigen Weinbaus in europäischer Perspektive dokumentiert (unter Einschluss der deutschsprachigen Weinbaugebiete in unseren Nachbarländern und der Sprachinseln in Osteuropa), beschränkt sich das "Wörterbuch" auf die Rheinlande: alle relevanten Textquellen des späten Mittelalters und der frühen Neuzeit dieses Raumes wurden ausgewertet. Der Vortrag wird über dieses beiden Projekte berichten. Auch Weinbauwörter in Martin Luthers Bibelübersetzung werden ein Thema sein. Schließlich wird gezeigt, welche Spuren der Weinbau in unsren Familiennamen hinterlassen hat.

  • Dienstag, 07. Juni 2016, Haus am Dom, Mainz – Vortrag beginnt um 19 Uhr!
    "Volksgemeinschaft" im Weinglas? Zur Beziehungsgeschichte von Weinbau und Nationalsozialismus (Dr. Pia Nordblom, Mainz).
    "Das besondere Blut aber in dieser Landschaft, (…), das ist unser Wein." Mit diesen wenigen Worten brachte der pfälzische Gauleiter Josef Bürckel  die Ideologie des Nationalsozialismus und den Mythos Wein zusammen, als er in einem beispiellosen propagandistischen Coup die "Deutsche Weinstraße" im Oktober 1935 eröffnete. Doch wie stand es jenseits des "schönen Scheins" von Wein als Volksgetränk tatsächlich um die Förderung von Weinbau und Weinwirtschaft  durch die nationalsozialistischen Machtwalter in den Jahren 1933 bis 1945? Welche Rolle spielten die in der Weinwirtschaft Tätigen beim Aufstieg und dem Machtausbau der NSDAP? Wer zählte zu den Gewinnern, wer waren die Verlierer? Und was veränderte sich in den Kriegsjahren? Dem Zusammenhang von Wein, Gesellschaft und Politik in den nationalsozialistischen Jahren widmet sich dieser Vortrag.

    Im Anschluss Filmvorführung: "Der Coup des Gauleiters – Die Geburt der Deutschen Weinstraße" (Ein Film von Julia Melan für den SWR)

  • Dienstag, 14. Juni 2016, Haus am Dom, Mainz – Zwei Vorträge. Beginn 19 Uhr!
    Rheinland-Pfalz, Burgund und der Wein (Martine Durand-Krämer, Partnerschaftsverbandes Rheinland-Pfalz/Burgund, Mainz und Otto Schätzel, Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum, Oppenheim)

    Martine Durand-Krämer wird über die Entstehung und die Geschichte der Partnerschaft Rheinland-Pfalz/Burgund berichten.
    1956 wurde der Verband zur Vertiefung und Förderung der Partnerschaft zwischen dem Bundesland Rheinland-Pfalz und der französischen Region Burgund gegründet (damals unter dem Namen Freundschaftskreis Rheinland-Pfalz/Burgund). Er hatte bereits vor der Unterzeichnung des Elysée-Vertrages im Jahre 1963 eine Vorreiterrolle in der deutsch-französischen Verständigung.
    Er unterstützt heute 146 Städtepartnerschaften zwischen den Partnerregionen sowie viele Schulen, Vereine und weitere Institutionen, die freundschaftlich verbunden sind.

    Otto Schätzel spricht über Rheinland-Pfalz als Weinbauland Nummer 1 in Deutschland. 
    Das Bundesland Rheinland-Pfalz liegt im Südwesten der Bundesrepublik Deutschland. Landeshauptstadt und zugleich größte Stadt ist Mainz; mit Ludwigshafen am Rhein, Koblenz und Trier liegen drei weitere Großstädte in Rheinland-Pfalz.
    Die Landwirtschaft in Rheinland-Pfalz ist stark vom Weinbau geprägt. Mit zwei Dritteln des Produktionswertes der Landwirtschaft dominieren hier die Sonderkulturen, allen voran der Weinbau. Rund 44 Prozent aller Betriebe bewirtschaften Rebflächen. Die durchschnittliche Betriebsfläche der Weinbaubetriebe liegt bei 7,8 Hektar.
    Rheinland-Pfalz ist das Weinland Nummer 1 in Deutschland. Hier produzieren rund 8.200 Betriebe in sechs der 13 deutschen Anbaugebiete – Rheinhessen, Pfalz, Mosel, Nahe, Mittelrhein und Ahr – zirka 65 bis 70 Prozent der gesamten deutschen Erntemenge. Im Durchschnitt werden im Land 6 Millionen Hektoliter Wein geerntet. Zur Qualitätsweinprüfung der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz werden jährlich etwa 5 Millionen Hektoliter Wein angestellt. Davon entfallen rd. 64 Prozent auf Weinhandelskellereien, 10 Prozent auf Erzeugergemeinschaften und 26 Prozent auf selbstvermarktende Weinbaubetriebe. Der gesamte deutsche Weinexport betrug 2015 rund 1,1 Millionen Hektoliter. An diesen Exporten ist Rheinland-Pfalz mit etwa 90 Prozent beteiligt.
    Ein Kennzeichen des Weinbaus in Rheinland-Pfalz ist das breite Rebsortenspektrum: Auf insgesamt rund 64.000 Hektar werden hauptsächlich die weißen "Klassiker" angebaut. Der Riesling ist mit einem Anteil von 27 Prozent (ca. 17.100 Hektar) an der gesamten bestockten Rebfläche die wichtigste Rebsorte. Weitere wichtige weiße Rebsorten sind Müller-Thurgau, Silvaner sowie Grau- und Weißburgunder. Bei den Rotweinsorten, die mittlerweile auf knapp 19.000 Hektar gepflanzt sind, dominiert der Dornfelder mit rund 7.400 Hektar, gefolgt von Portugieser und Spätburgunder.

    Im Anschluss Weinempfang mit der Weinbruderschaft "Les Piliers Chablisiens" (Oberwesel/Chablis)


  • Dienstag, 21. Juni 2016, Haus am Dom, Mainz – Vortrag beginnt um 19 Uhr! Information, Marketing und Kunst. Anmerkungen zur Multifunktionalität von Weinetiketten (Dr. Martin Sachse-Weinert, Gesellschaft für Geschichte des Weines e.V., Würzburg)
    Etiketten auf Weinflaschen müssen heute viele Anforderungen erfüllen, die sich teilweise ergänzen, manchmal aber auch in einem Widerspruch zu stehen scheinen. So dokumentieren die verschiedenen Stile und Inhalte einerseits die Persönlichkeit des Winzers, andererseits sind sie aber auch Beleg für den Zeitgeist. Im Vortrag "Information, Marketing und Kunst. Anmerkungen zur Multifunktionalität von Weinetiketten" geht Dr. Martin Sachse-Weinert auf die vielfältigen Facetten ein, die einem gelungenen Weinetikett zugrunde liegen. Beispiele für ästhetisch ansprechende wie auch eher asketisch anmutendee Etiketten verdeutlichen die Bandbreite der Möglichkeiten. Dabei erfolgt ein Rückblick in die Anfänge der Etikettierung ebenso wie ein kurzer Streifzug durch die vergangenen Jahrhunderte. Die Gegenwart schließlich wird beleuchtet auch im Rahmen einer bislang unveröffentlichten Umfrage bei über 900 rheinhessischen Winzern zu aktuellen Tendenzen und Vorlieben. Der Vortrag wird unterstützt durch eine informative Präsentation, eine Diskussion im Anschluss ist möglich.

  • Dienstag, 28. Juni 2016, Haus am Dom, Mainz – Vortrag beginnt um 19 Uhr!
    "Im Gedenken der Heimat" - Carl Zuckmayer, der Fröhliche Weinberg und das Nackenheimer Weingut Gunderloch (Dr. Daniel Deckers, Limburg)
    "Der Fröhliche Weinberg" brachte dem in Nackenheim geborenen und in Mainz aufgewachsenen Dichter Carl Zuckmayer den künstlerischen Durchbruch. Wenige Tage vor dem Weihnachtsfest 1925 in Berlin uraufgeführt, wurde der Schwank in rheinhessischer Mundart das am häufigsten gespielte Bühnenwerk der Weimarer Republik. Nicht gut aus gingen die Weihnachtstage 1925 für den Mainzer Bankier und Nackenheimer Weingutsbesitzer Carl Gunderloch. Über der Lektüre des "Fröhlichen Weinbergs" wurde er vom Schlag getroffen, tat sich Jean-Baptiste Gunderloch, die männliche Hauptperson des Zuckmayerschen Werkes, doch durch "grobe und sittenlose Äußerungen" hervor. Zuckmayer wurde weit über Nackenheim hinaus zur persona non grata, und blieb es bis nach dem Zweiten Weltkrieg. Als von den Nationalsozialisten ins Exil getriebenen Schriftsteller 1952 die Ehrenbürgerwürde von Nackenheim verliehen wurde, waren die Wunden der Familie Gunderloch-Usinger nicht verheilt. Jahre sollten vergehen, bis sich der Dichter und die Weingutsbesitzer annäherten und Zuckmayer am Wein aus dem "Fröhlichen Weinberg" unbeschwert Gefallen finden konnte – so jedenfalls ist es unveröffentlichten Briefen aus dem Nachlass einer Enkelin Gunderlochs zu entnehmen, die am 28. Juni erstmals vorgestellt werden. 
  • Dienstag, 5. Juli 2016, Landesmuseum, Mainz – Vortrag beginnt um 19 Uhr! 
    Great Wine Capitals Mainz – Rheinhessen: ein Fenster in die globale Weinwelt (Elke Höllein, Mainz)
    Mainz und Rheinhessen sind seit 2008 Mitglied im globalen Netzwerk der Great Wine Capitals. In diesem Zusammenschluss der renommierten Weinstädte der Welt werden Themen wie Kommunikation, Weiterbildung, vor allem jedoch Weintourismus und dessen Auswirkungen, Chancen und Möglichkeiten für die Mitgliedsstädte und ihre Regionen diskutiert und mit jährlich wechselnden Maßnahmen behandelt. Alle Städte und Regionen der "alten" und der "neuen" Welt haben sehr unterschiedliche kulturelle, geschichtliche und weinwirtschaftliche Hintergründe. Dennoch gibt es mehr verbindende als trennende Faktoren, die die Zusammenarbeit zu einer positiven Herausforderung machen. Die Referentin möchte einen Blick ins Innere des Netzwerks, seine Funktionsweise, Ziele und auf bereits Erreichtes geben.

Adressen der Veranstaltungsorte:

  • Haus am Dom, Liebfrauenplatz 8, 55116 Mainz
  • Landesmuseum Mainz, Große Bleiche 49–51, 55116 Mainz

Alle interessierten Bürgerinnen und Bürger sind herzlich eingeladen!
Der Eintritt ist frei, eine Anmeldung ist nicht erforderlich.