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Neue IGL-Publikation „‘Schreie auf Papier'. Die Briefe von Heinrich und Selma Wolff aus Mainz an ihre Söhne Herbert und Helmut in New York 1937-1941“ erhältlich

Cover "Schreie auf Papier" , NA-Verlag

Unser 4. Band der Reihe „Beiträge zur Geschichte der Juden in Rheinland-Pfalz“ stellt die nahezu vollständige Biografie der Familie Wolff vor und entreißt diese so dem Vergessen. Beispielhaft gibt er hunderttausenden jüdischer Familien eine Stimme. Die Publikation ist ab heute im Buchhandel erhältlich.


„Nun werden wir feste an unserer Auswanderersache arbeiten, in der Hoffnung, unser Ziel zu erreichen.“ (Brief vom 5. Mai 1941)

 

Diese Zeile stammt aus einem der letzten von zahlreichen über Jahre, meist wöchentlich mit den Kindern in den USA ausgetauschten Briefen von Selma und Heinrich Wolff. Der nahezu komplett erhaltene Briefwechsel dokumentiert den Niedergang einer rheinhessischen jüdischen Familie bis hin zur Deportation und Ermordung. Er stellt ein seltenes Zeitdokument dar, das authentische Einblicke in die letzten Lebensjahre einer jüdischen Familie im Holocaust gewährt.

 

Das exemplarisch dargestellte Leben der Familie wird in der historischen Einführung "Antisemitismus als Staatsdoktrin" in den Kontext der mit der Machtübernahme des NS-Regimes systematisch betriebenen staatlichen Verfolgungspolitik gestellt, die mit einer kaum vorstellbaren Anzahl von Gesetzen und Verordnungen den Lebensraum jüdischer Deutscher immer mehr einengte, bis nur noch die immer schwierigere und nach Beginn des Zweiten Weltkrieg nahezu unmögliche Flucht aus Europa blieb. Am Ende stand dann die Deportation und Ermordung in einem der Vernichtungslager im von Deutschen besetzten Polen.

 

Selma und Heinrich Wolff, eine alteingesessene jüdische Familie, die ihren Lebensunterhalt als angesehene Händler mit Wein und landwirtschaftlichen Produkten verdienten, mussten 1937 ihr Haus und später ihre Ländereien in Nackenheim/Rheinhessen verkaufen und nach Mainz in die Kaiserstraße umziehen. Sie führten mit ihren Söhnen Herbert und Helmut seit deren Emigration in die USA im April 1937 bzw. Juni 1938 einen regen Briefwechsel. Die nahezu vollständig überlieferten Briefe der Eltern an ihre Kinder verdeutlichen exemplarisch, wie sich die Lebensverhältnisse jüdischer Menschen in der Zeit der NS-Diktatur immer mehr verschlechterten. In den Briefen tritt das Alltagsleben zunehmend weiter zurück, und am Ende geht es nur noch um die Flucht ins rettende Ausland. Auch die Schicksale von Verwandten und Bekannten geraten in den Blick.

 

Die Publikation ist im Buchhandel sowie über den Nünnerich-Asmus-Verlag erhältlich. IGL-Mitglieder können das Buch für 18,00 Euro beim IGL erwerben.

 

Raymond Wolff, Martina und Hans-Dieter Graf, Hans Berkessel (Hg.): „Schreie auf Papier.“ Die Briefe von Heinrich und Selma Wolff aus Mainz an ihre Söhne Herbert und Helmut in New York 1937-1941 (Beiträge zur Geschichte der Juden in Rheinland-Pfalz Band 4), 280 Seiten. 60 Abbildungen, Nünnerich-Asmus-Verlag Dezember 2021
€ 25,00, ISBN: 978 3 96176 139 5. Weitere Informationen erhalten Sie hier.

 

Wir danken allen, die an diesem Werk mitgewirkt und es in einem aufwändigen Prozess gestaltet haben, Raymond Wolff, der die Briefe und Fotos seiner Großeltern aufbewahrt und für die Publikation zur Verfügung gestellt hat, Martina und Hans-Dieter Graf, die sie in sorgfältiger Arbeit transkribiert und kommentiert haben, sowie den Archiven und privaten Leihgeber*innen, die uns weitere Abbildungen und Dokumente zur Verfügung gestellt haben. 

 

Unser Dank gilt auch allen Institutionen, die durch ihre ideelle und finanzielle Unterstützung den Druck dieses Buches ermöglicht haben: Ministerpräsidentin Malu Dreyer und der Stiftung Rheinland-Pfalz für Kultur, der Stadt Mainz, dem Landkreis Mainz-Bingen, der Landeszentrale für politische Bildung und der Landesarbeitsgemeinschaft der Gedenkstätten und Erinnerungsinitiativen zur NS-Zeit in Rheinland-Pfalz, ZDF-Chefredakteur Dr. Peter Frey und der Körber-Stiftung sowie der Verbandsgemeinde Bodenheim und der Ortsgemeinde Nackenheim. Allen Verantwortlichen sei hiermit herzlich gedankt.

16.12.2021 | Zurück zum Überblick