Projektleitung: Prof. Dr. Damaris Nübling (Deutschland, Mainz), Prof. Dr. Peter Gilles (Luxemburg, Luxembourg) und Prof. Dr. Helen Christen (Schweiz, Fribourg)
In vielen bundes- und schweizerdeutschen Dialekten sowie im Luxemburgischen wird auf weibliche Personen im Neutrum referiert, Bsp.: Das Monika sieht aus wie sei Vadder. Diese gravierende Abweichung vom Standarddeutschen wird an verschiedenen genusanzeigenden Wortarten wie Rufnamenartikeln (das Anna, et Maria statt die Anna/Maria) und Personalpronomen (es oder et statt sie) offenbar. Letztere können sich sogar auf feminine Frauenbezeichnungen beziehen (die Tochter – es). Das Kerngebiet dieser besonderen Genuszuweisung befindet sich im Raum Luxemburg – Rheinland-Pfalz – Saarland. Hier ist das Neutrum für Frauen hochfrequent. Entgegen der landläufigen Bewertung werden diese neutralen Formen in den jeweiligen Dialekten nicht prinzipiell als degradierend wahrgenommen, sondern im Gegenteil als „normal“ oder sogar als sympathisch-vertraut.
Das von 2015 bis 2020 am IGL angesiedelte, trinationale DFG-Projekt (ProjektpartnerInnen: Prof. Dr. Helen Christen, Fribourg; Prof. Dr. Peter Gilles, Luxemburg) hat dieses Phänomen in seiner heute greifbaren dialektalen Ausdehnung erfasst und unter Anwendung aufwändiger Methoden die vielfältigen soziopragmatischen Faktoren beforscht, die für die neutrale Genuszuweisung verantwortlich sind. Die IGL-Mitarbeiterinnen haben Feldforschungen mit 119 SprecherInnen aus 21 Orten durchgeführt. Das daraus hervorgegangene umfangreiche Datenmaterial wird durch Online-Umfragen und Recherchen in älteren Dialektgrammatiken und Mundartwörterbüchern ergänzt.
Die Ergebnisse werden in den Dissertationen der Projektmitarbeiterinnen Simone Busley und Julia Fritzinger publiziert.
Das Projekt wird zudem unterstützt vom Fonds National de la Recherche Luxembourg und dem Schweizerischen Nationalfonds.