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Prof. Dr. Dr. Peter Claus Hartmann (Mainz/München): Zwischen Krieg und Faszination. Frankreich, das Heilige Römische Reich und das Rheingebiet von Karl V. bis Napoleon I.

Prof. Dr. Dr. Peter C. Hartmann skizzierte im Haus am Dom vor vollem Haus die wechselvollen Beziehungen zwischen dem Heiligen Römischen Reich und  dem Königreich Frankreich. Zuerst stellte Hartmann allerdings noch klar, dass sich die Verfassungen beider Staatsgebilde genau gegengesetzt entwickelten: während in Frankreich der König bzw. später die Regierung ihre Zentralgewalt zu stärken vermochte, setzten sich im Reich die Partikulargewalten durch. Gerade auch die Partikulargewalten, also die deutschen Fürsten, waren es, die z.T. außenpolitisch an Frankreich sich anzulehnen versuchen - vor allem um sich gegenüber dem Kaiser zu stärken. Hartmann nannte hier an erster Stelle Bayern, das sich vom habsburgischen Kaiserhaus bis zur Mitte des 18. Jahrhundert bedroht fühlte. Kriegerische Konflikte zwischen Frankreich und dem Reich gab es in der Frühen Neuzeit erst ab dem 30-jährigen Krieg. Insbesondere die Regierungszeit des französischen Sonnenkönigs Ludwig XIV. war von militärischen Konflikten geprägt. Er wollte nämlich Frankreich auf Kosten des Heiligen Römischen Reiches erweitern. An dieser Stelle ist vor allem der Pfälzische Erbfolgekrieg (1688-1697) zu nennen. Dennoch wurde Frankreich immer als willkommener Partner gegenüber dem habsburgischen Kaiserhaus wahrgenommen. Deshalb fand auch der gesamte Stil des Sonnenkönigs - wie auch die französische Sprache - Eingang in die Kultur des deutschen Adel. Das nicht nur durch den Spanischen Erbfolgekrieg (1701-1714) belastete Verhältnis zwischen den Habsburgern und dem französischen König änderte sich erst mit dem "Renversement d'alliance" im Verlauf des Siebenjährigen Krieges, als Preußen und England einer Allianz aus Österreich, Frankreich und Russland gegenüberstanden. Danach gab es bis zum Ausbruch der Revolution auch keine kriegerischen Konflikte zwischen dem Heiligen Römischen Reich und Frankreich. Mit der Französischen Revolution fanden nicht nur die Ideen ihren Weg in das Reich, sondern auch die französischen Soldaten. Insbesondere anhand dieser Zeit machte Hartmann deutlich, dass das Rheinland immer im Fokus der Beziehungen zwischen Frankreich und dem Heiligen Römischen Reich stand. Der Rheinbund von 1658 ist ein Beispiel dafür - die Mainzer Republik wohl das Bekannteste. Mit dem Untergang des Heiligen Römischen Reiches 1806 zeigte sich, dass es durch seine konföderative Struktur dem neuen französischen Staat nicht gewachsen war.

(Stefan Dumont)