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Befestigungen und Burgen am Rhein

Vortragsreihe Januar/Februar 2009

Befestigungen und Burgen erfüllten zu allen Zeiten spezielle Funktionen und hatten einen besonderen Reiz – von der Verteidigungsanlage der Antike und des Mittelalters über repräsentative Funktionen und wirtschaftliche Belange, über romantische Wunschvorstellungen im 19. Jahrhundert bis hin zum touristischen Ziel unserer Tage.

Von den römischen Befestigungsbauten zeugen heute noch die Reste des Limes mit seinen Warttürmenund Kastellen. Auch Relikte einiger städtischer Legionärskastelle haben sich erhalten. Fluchtburgen verschiedener Bevölkerungsgruppen und verschiedene Arten von Turmburgen und Motten, die der Adel seit dem Beginn des Mittelalters errichten ließ, lassen sich, wenn überhaupt, nur noch archäologisch nachweisen.

Seit der Salierzeit erbauten nacheinander die einzelnen Adelsschichten Burgen, die ihnen als wehrhafter Wohnsitz der Familie, als repräsentativer Herrschaftssitz oder Mittelpunkt eines Herrschaftsbereiches dienten. Über das herrschaftsbildende und -bewahrende Element hinaus wurden Burgen auch Mittel einer Politik, die Gefolgsleute auf der Burg platzierte oder die Burgen zum Gegenstand finanzieller Transaktionen machten. Die weltlichen und geistlichen Fürsten, allen voran die rheinischen Erzbischöfe, wussten sich rasch des gesamten Instrumentariums einer vielschichtigen und ausgefeilten Burgenpolitik zu bedienen.

Mit dem Niedergang des Rittertums und der Einführung mauerbrechender Feuerwaffen erlebten auch die Burgen einen gravierenden Wandel. Viele wurden von ihren Bewohnern verlassen und aufgegeben, andere zu repräsentativen Wohnschlössern oder zu mächtigen Festungen ausgebaut.

Vor allem die zu Ruinen verfallenen Burgen erlebten im 19. Jahrhundert eine Renaissance, als man die malerischen Burgenplätze zu Stätten einer romantischen Epoche verklärte. Diese bleibende Faszination der Burgen wurde in der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts von den Gemeinden und Verkehrsvereinen aufgegriffen, die sich der Burgen als attraktives Ziel eines Erlebnistourismus bedienten.

Renommierte Burgenforscher geben in der Vortragsreihe einen Überblick über unterschiedliche Formen und Funktionen von Befestigungen und Burgen am Rhein im Laufe der Jahrhunderte.

Für das Frühjahr 2009 wird eine Exkursion zu den Burgen am Mittelrhein geplant. Einzelheiten erhalten die Institutsmitglieder rechtzeitig per Post bzw. können sie dann auch auf der Homepage finden.


Die Vorträge

Mittwoch, 14. Januar 2009
Prof. Dr. Jürgen Oldenstein (Mainz)
Die spätrömischen Befestigungen im Mainzer Dukat zwischen Straßburg und Andernach

Mittwoch, 21. Januar 2009
Prof. Dr. Horst Wolfgang Böhme (Mainz)
Burgenbaukunst und Herrschaftsstreben am Mittelrhein und im Taunus

Donnerstag, 29. Januar 2009
Dr. Stefan Grathoff (Mainz)
Burgenpolitische Schachzüge im Mittelalter. Burgen der Erzbischöfe von Trier und Mainz

Mittwoch, 4. Februar 2009
Prof. Dr. Matthias Müller (Mainz)
Von der Burg im Schloss! Revision eines entwicklungsgeschichtlichen Denkmodells

Zu den lange Zeit gepflegten und für grundsätzlich erachteten Lehrsätzen der Architekturgeschichtsschreibung gehörte folgende Aussage: Burg und Schloss sind funktional und ästhetisch zwei Stufen einer baugeschichtlichen Entwicklung und somit Gegensätze! Diesen in der Literatur lange tradierten Allgemeinplatz konnte die jüngere Forschung mittlerweile gründlich widerlegen, selbst wenn Buchtitel wie „Von der Burg zum Schloss“ oder „Burg und Schloss“ auch in jüngster Zeit noch der alten Sprachregelung zu folgen scheinen und damit weiterhin Verwirrung stiften. Richtig ist vielmehr, dass die mittelalterliche Burg selbst bei stattlichen Barockschlössern häufig noch den geschichtsträchtigen Kern bildet. Warum dies so war und welche rechtlichen und ideellen Gründe dafür verantwortlich waren, möchte der Vortrag anhand von prominenten Fallbeispielen aus dem deutschsprachigen Raum aufzeigen. Im Mittelpunkt wird dabei das Residenzschloss der Mainzer Kurfürsten stehen.

Mittwoch, 11. Februar 2009
Dr. Matthias Schmandt (Bingen)
Romantische Ruinen und gebaute Träume. Zur Geschichte der Rheinburgen im 19. Jahrhundert

Das 19. Jahrhundet war eine Schlüsselepoche in der Geschichte der rheinischen Höhenburgen: Die lange Phase von Verfall und Zerstörung ging zu Ende, Maler und Dichter entdeckten die Ruinen neu, und schließlich begann der Wiederaufbau jener zahlreichen Burgen, die bis heute die romantische UNESCO-Welterbelandschaft zwischen Bingen und Koblenz prägen. Der Vortrag möchte das bewegte "Burgen-Jahrhundert" zwischen Französischer Revolution und erstem Weltkrieg möglichst umfassend anhand von Beispielen beleuchten - von den ersten romantischen Ruinen-Bildern über die Popularisierung von Burgensagen und Raubritter-Geschichten bis hin zur Mittelaltersehnsucht preußischer Prinzen und bürgerlicher Industrieller. Erstaunliches bietet schließlich eine erste Analyse des frühen Burgentourismus anhand original erhaltener Besucherbücher.

Mittwoch, 18. Februar 2009
Dr. Reinhard Friedrich (Mainz)
Die rheinischen Burgen und ihre touristische Nutzung – gestern und heute

Jeweils um 19 Uhr im Haus am Dom, Liebfrauenplatz 8, 55116 Mainz. Der Eintritt ist frei, eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

Alle interessierten Bürgerinnen und Bürger sind herzlich eingeladen!