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Sportgeschichte(n) in Rheinland-Pfalz

Vortragsreihe von März bis Mai 2017

1817 wurde der Mainzer Turnverein 1817 e.V. gegründet und auch Karl Drais unternahm vor genau 200 Jahren seine erste Fahrt mit der "Draisine", dem Vorläufer des Fahrrads. Diese Jubiläen sind ein willkommener Anlass, das Thema "Sportgeschichte" in Rheinland-Pfalz in vier Einzelvorträgen in den Blick zu nehmen.

Im Sport spiegeln sich immer auch gesellschaftliche, politische und kulturelle Entwicklungen. Die Gründungsjahre des Mainzer Turnvereins etwa markieren eine politische Umbruchszeit und für die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts zunehmende Politisierung der Turnerschaft. Sport diente daher immer auch als Instrument der Selbstinszenierung oder aber der Integration sowie der Ausgrenzung, etwa mit Blick auf die Rolle der Frau im Sport oder der systematische Ausschluss jüdischer Sportlerinnen und Sportler während der Zeit des Nationalsozialismus.

Die Einführung und sukzessive Etablierung zunächst ungewohnter oder gar exotischer Sportarten wie etwa Baseball oder den asiatischen Kampfkünsten wird dagegen zum Indikator für die Wahrnehmung, Toleranz und im Einzelfall auch partielle Aneignung oder eben Ablehnung anderer Kulturen.

Nicht zuletzt werden mit Aspekten des Körperkultes und der Mode in der Sportgeschichte auch Facetten der Kulturgeschichte greifbar, denen die Vortragsreihe mit eindrucksvollen Beispielen aus der Geschichte von Rheinland-Pfalz nachgeht.

Die Vortragsreihe ist eine Veranstaltung des Instituts für Geschichtliche Landeskunde an der Universität Mainz e.V. in Kooperation mit dem Erbacher Hof - Akademie des Bistums Mainz.

Die Vortragsabende finden an folgenden Terminen im Haus am Dom, Liebfrauenplatz 8, 55116 Mainz, jeweils um 19:00 Uhr statt:

  • Dienstag, den 28. März 2017
    2017 - das Fahrrad wird 200 Jahre alt. Zur Geschichte des Fahrrads und des Radsports in Mainz und Rheinhessen (Prof. Dr. Heinz-Egon Rösch, Rheinhessisches Fahrradmuseum Gau-Algesheim) 
    Der Vortrag beginnt mit einer kurzen Einführung zur Geschichte der Erfindung und Weiterentwicklung des Fahrrades. Danach wird der Schwerpunkt gelegt auf die lokale und regionale Auswirkung in den Aktivitäten der 35 Radfahrer- und Radsportvereinen in Mainz und Rheinhessen. Im Vortrag wird weiter eingegangen auf die Fahrrad-Verkehrssituation in der Stadt Mainz und auf den Fahrradtourismus in Rheinhessen. Den Abschluss bildet die Vorstellung des "Rheinhessischen Fahrradmuseums" im ehemaligen Kurmainzer Schloss Ardeck der Stadt Gau-Algesheim. Das Museum ist gleichzeitig ein Hinweis auf die interkulturelle Zusammenarbeit mit dem Museumsverband Rheinland-Pfalz.
  • Dienstag, den 25. April 2017
    Sport in der Zwischenkriegszeit - eine Skizze (Dr. Helmut Rönz, LVR | Institut für Rheinische Landeskunde und Regionalgeschichte, Bonn)
    Sport erfuhr in der Zwischenkriegszeit eine ganz neue Bedeutung, die sich bereits vor dem Ersten Weltkrieg andeutete. In diese Zeit fiel der Durchbruch des Sports als Volksbetätigung, die Einführung von Betriebs- und Polizeisport und der Bau der großen Kampf- und Sportstätten. Sportvereine waren in manchen Milieus Mittel zur Selbstvergewisserung und Emanzipation. Die Rheinlande bieten aufgrund ihrer wirtschaftlichen und kulturellen Struktur ein Untersuchungsobjekt, das die wesentlichen Elemente der Entfaltung des modernen Sports zu einer Massenbewegung aufzeigen kann. Das Rheinland steht jedoch auch für Sonderentwicklungen: Denn zum einen stehen die bürgerlich-urbanen Räume an Saar, Rhein und Ruhr, zugleich der ländliche Raum in Eifel und Hunsrück aufgrund ihrer Strukturen prototypisch für das Deutschland in der Zwischenkriegszeit. Zum anderen ist das Rheinland zwischen 1919 und 1932 vor dem Hintergrund von Separatismus, Grenzlage und Rheinlandbesetzung ein Raum, der es zulässt, landesgeschichtliche Analysen anzufertigen. Helmut Rönz wird sich der Thematik nähern und Fragestellungen formulieren. Zugleich wird er skizzenhaft ein beantragtes Projekt vorstellen und zur Diskussion bringen.


  • Dienstag, den 2. Mai 2017
    Mainz 05 im Dritten Reich. Die Geschichte einer gescheiterten Gleichschaltung (Christian Karn, Sportjournalist und Historiker, Mainz)
    Als die neue nationalsozialistische Regierung ab 1933 die gesamte deutsche Gesellschaft nach ihren Vorstellungen umzuformen begann, veränderte sie auch die sportlichen Strukturen in hohem Maße. Die Partei sollte die Basis des ganzen Landes werden, die Sportverbände und damit indirekt die mit ihnen verbundenen Vereine wurden ihr formal, personell und ideologisch angeschlossen. Auch Mainz 05, damals bereits der populärste und erfolgreichste Sportverein seiner Stadt, musste die Gleichschaltung vollziehen. Jedoch entwickelten sich die im wohlhabenden Bürgertum, auch in der jüdischen Gemeinde verwurzelten 05er nie wie gewünscht zu einem nationalsozialistischen Vorzeige-Klub. Bereits in den ersten Jahren des Dritten Reichs verloren sie daher ihr Stadion, ihr Vermögen, vorübergehend ihre Spielberechtigung und einige ihrer wichtigsten Persönlichkeiten. Sie verloren einen Teil ihrer Identität, aber nicht ihre Zukunft.


  • Dienstag, den 9. Mai 2017 
    Amerikanische Besatzung und Kulturtransfer. Die Beispiele Baseball und Boxen (Dr. Kai-Michael Sprenger, Institut für Geschichtliche Landeskunde an der Universität Mainz e.V., Mainz)
    Kaum ein Bundesland ist in der Nachkriegszeit so stark von der Präsenz amerikanischer Truppen geprägt worden wie Rheinland-Pfalz. Mit den Amerikanern gelangte auch der so genannte American Way of Life ins Blickfeld der deutschen Bevölkerung und wurde nicht selten Teil des eigenen Lebensstils. Auch der Sport leistete hier einen nicht unwichtigen Beitrag in der Begegnung mit einer anderen Kultur. War der typisch amerikanische Sport Baseball in den ersten Jahrzehnten nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges sicher eine eher ungewohnte und auf die amerikanische Community beschränkte Freizeitbeschäftigung, ist Baseball inzwischen in Deutschland mit einer eigenen Bundesliga etabliert, welche die Mainz Athletics 2016 gewonnen haben. Doch Baseball kam bereits früher nach Deutschland. So ist heutzutage kaum präsent, dass auch nach dem Ende des Ersten Weltkrieges am Rhein bis 1923 eine eigene amerikanische Besatzungszone bestand, die mit Blick auf den Sport interessante Beobachtungen zum Thema des Kulturtransfers erlaubt. Denn mit den amerikanischen Soldaten kamen nicht nur Jazz, Kaugummi und Coca Cola, sondern erstmals auch Baseball an den Rhein.

Alle interessierten Bürgerinnen und Bürger sind herzlich eingeladen!
Der Eintritt ist frei, eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

Veranstaltungsflyer