Unternehmensgeschichten aus dem rheinland-pfälzischen Raum sind in der Öffentlichkeit bislang oft wenig bekannt. Dabei prägten (und prägen) zahlreiche mittelständische Industrieunternehmen ihren jeweiligen Standort, mit dem sie eng verwoben sind. Das IGL präsentiert in diesem Jahr eine weitere Vortragsreihe, die sich mit rheinland-pfälzischen Unternehmensgeschichten auseinandersetzt: In zwei Vorträgen wird zunächst in die Geschichte der Industrie im rheinland-pfälzischen Raum sowie in die Industriekultur des 19. Jahrhunderts eingeführt. Anschließend werden verschiedene Aspekte der Unternehmensgeschichte aufgegriffen: die Geschichte und Gegenwart der Eisengießerei Sayner Hütte, Erfolgs- bzw. Misserfolgsfaktoren der Schuhfabriken Peter Kaiser und Rheinberger sowie die Kontakte des chemisch-pharmazeutischen Unternehmens Boehringer Ingelheim nach Frankreich. In Zusammenarbeit mit den gastgebenden Gesellschaften wird auf die Architektur, Geschichte und aktuelle Nutzung des jeweiligen Standortes eingegangen.
Die Vorträge finden jeweils um 19:00 Uhr statt (nur am 29. August um 18:00 Uhr). Der Eintritt ist frei.
Eine Anmeldung ist nur für den Vortrag bei Boehringer Ingelheim erforderlich.
Den Veranstaltungsflyer finden Sie hier.
Mittwoch, 15. August 2018: Einführung in die historisch gewachsene Industrielandschaft von Rheinland-Pfalz vom 19. bis ins 20. Jahrhundert (Dr. Ute Engelen, IGL), Veranstaltungsort: Industriemuseum Jakob Bengel, Wilhelmstraße 42a, Idar-Oberstein, Veranstaltung in Kooperation mit der Jakob Bengel-Stiftung.
Montag, 20. August 2018: Zeugnisse der Herstellung von Nahrungs- und Genussmitteln sowie der Bekleidung in Rheinland-Pfalz (Dr.-Ing. Paul-Georg Custodis), Veranstaltungsort: Ziegelmuseum, Alte Ziegelei 1, Mainz, Veranstaltung in Kooperation mit dem Verein der Ziegeleifreunde.
Mittwoch, 29. August 2018: Sayner Hütte – gestern und heute (Steffi Zurmühlen, Stiftung Sayner Hütte; Barbara Friedhofen, Rheinisches Eisenkunstguss-Museum), Veranstaltungsort: Sayner Hütte, Bendorf, Anfahrt über Althansweg, Veranstaltung in Kooperation mit der Stiftung Sayner Hütte. Hinweis: Dieser Vortrag beginnt bereits um 18:00 Uhr!
Mittwoch, 5. September 2018: Faktoren für unternehmerischen Erfolg und Misserfolg: Vergleich der Pirmasenser Schuhproduzenten Peter Kaiser GmbH und Eduard Rheinberger AG (1945 – 1980er Jahre) (Maximilian Wegner, IGL), Veranstaltungsort: Forum Neufferanum, Neuffer am Park, Pirmasens, Veranstaltung in Kooperation mit der Bernd Hummel GmbH.
Mittwoch, 12. September 2018: Boehringer Ingelheim und die deutsch-französische Aussöhnung nach dem Zweiten Weltkrieg (Prof. Dr. Michael Kißener, JGU Mainz), Veranstaltungsort: Boehringer Ingelheim Center, Binger Straße 173, Zugang über Tor 2, Veranstaltung in Kooperation mit Boehringer Ingelheim.
Hinweis: Bei diesem Vortrag ist eine Teilnahme nur mit einer Anmeldung an igl@uni-mainz.de bis zum 26. August 2018 möglich.
Einführung in die historisch gewachsene Industrielandschaft von Rheinland-Pfalz vom 19. bis ins 20. Jahrhundert
Rheinland-Pfalz ist nicht nur das „Land der Reben und Rüben“, sondern auch die Heimat zahlreicher mittelständischer Industrieunternehmen. Ab den 1950er Jahren stellte der industrielle Sektor für rund 20 Jahren die meisten Arbeitsplätze im Bundesland. Zwar ist seit mehreren Jahrzehnten die Zahl der Beschäftigten im Verarbeitenden Gewerbe rückläufig Doch mit 92 Mrd. Euro Umsatz im Jahr 2016 trägt die Industrie immer noch stark zur Bruttowertschöpfung bei und ist exportorientiert. Wichtigste Branchen sind heute die Chemische und pharmazeutische Industrie, der Fahrzeug- sowie der Maschinenbau.
Zeugnisse der Herstellung von Nahrungs- und Genussmitteln sowie der Bekleidung in Rheinland-Pfalz
Die Backhäuser im Westerwald, die Kirner Brauerei im Naheland, Lederfabriken im rheinhessischen Worms oder Tabakschuppen in Hayna in der Pfalz: Dies sind nur einige der heute noch erhaltenen technischen Denkmäler, die der Herstellung von Lebens- und Genussmitteln sowie von Leder und Textilien auf dem Gebiet des heutigen Bundeslandes Rheinland-Pfalz dienten (und dienen). Anhand von Fallbeispielen werden die Geschichte der Herstellung, Lagerung und des Vertriebs und deren wirtschaftliche Bedeutung untersucht. Auch die Probleme der Erhaltung der Denkmäler werden thematisiert.
Sayner Hütte – gestern und heute
Die Sayner Hütte schaut auf eine fast 250-jährige wechselvolle Geschichte zurück. Sie wurde 1769 als Eisenhütte gegründet, noch heute zeugt das Comptoir als ältestes Gebäude des Denkmalareals von dieser Gründung. Die Sayner Hütte gehörte neben Gleiwitz und Berlin zu den königlich-preußischen Eisenhütten, die Eisenkunstguss in höchster Qualität herstellten. 1830 wurde die heute berühmte Gießhalle aus Gusseisen und Glas erbaut. Sie war die erste Industriehalle der Welt, deren tragende Konstruktion ausschließlich aus dem neuen Werk- und Baustoff Gusseisen bestand. Nach Jahren im Besitz des Fabrikanten Alfred Krupp ging die Hütte 1927 an die Stadt Bendorf über. 2003 bildete sich der Freundeskreis der Sayner Hütte, der sich fortan um das Areal kümmerte. Als „Historisches Wahrzeichen der Ingenieurbaukunst in Deutschland“ zeichnete 2010 die Bundesingenieurkammer die Sayner Hüte aus. Im Jahr darauf begannen erste Sanierungsmaßnahmen. 2012 gründeten das Land Rheinland-Pfalz, der Landkreis Mayen-Koblenz und die Stadt Bendorf die Stiftung Sayner Hütte, die das Industriedenkmal erhalten und der Öffentlichkeit zugänglich machen soll. Aus der einstigen Eisenproduktionsstätte wird nach und nach ein Areal, das Kultur eine neue Heimat bietet, aber auch die Industriegeschichte der Region bewahrt.
Faktoren für unternehmerischen Erfolg und Misserfolg: Vergleich der Pirmasenser Schuhproduzenten Peter Kaiser GmbH und Eduard Rheinberger AG (1945 – 1980er Jahre)
Die Schuhindustrie der Südwestpfalz war jahrelang verschiedenen Krisen ausgesetzt, mit welchen die zahlreichen Schuhproduzenten unterschiedlich umgingen. Viele von ihnen überlebten die letzte große Strukturkrise nicht, wenige konnten sich dem Markt anpassen. Dieser Vortrag beleuchtet die Gründe am Beispiel zweier Produzenten aus Pirmasens.
Boehringer Ingelheim und die deutsch-französische Aussöhnung nach dem Zweiten Weltkrieg
Der Vortrag beleuchtet das Verhältnis des chemisch-pharmazeutischen Unternehmens Boehringer Ingelheim zum Nachbarland Frankreich über die fundamentalen politischen Brüche der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts hinweg. Den von Dr. Ernst Boehringer seit den 1950er Jahren betriebenen Aussöhnungs- und Annäherungsbemühungen wird dabei besondere Aufmerksamkeit gewidmet.